Kleben am Ast (2012)
Dass der Wind sich hart verfängt
grob durch dichte Haare wühlt
dass die Wipfel, alle Spitzen
Zeigefinger rühren
Dass der Magen seekrank meldet
und es schwankt auch das Gemüt
dass man Einbäume sieht
mikado a priori
Dein Ast am Baum der Erkenntnis bietet einen guten Ort
atme gleichmäßig, sprich kein falsches Wort
du kannst hier leben, alle Risse gehen dir auf den Leim
du kannst sie kleben, lass das Sägen einfach sein
Der Sommer geht vorbei, das Laub glimmt rötlich
und unter Rauschen senkt der Blätterwald sich ab
der Kopf ist schwer von fetten Jahren, leg ihn zur Ruh
das Blut fließt weiter durchs weite Watt
Dein Ast am Baum der Erkenntnis gibt den Blick auf Landbau frei
auf verblühte Rosen, Schrebergärten, die Obstbrennerei
du musst hier leben, alle Risse gehen dir auf den Leim
du sollst sie kleben, lass das Sägen einfach sein
Als der Winter wie mit Phosphor
unsre Schatten übertüncht
als die lange Bank sich
unter Deck verkriecht
Als man klare Kante spürt
und das Butterweiche weicht
als der Schädel Trümmer teilt
und der Kopf um eigene Achsen kreist
Dein Ast am Baum der Erkenntnis ist die letzte Bastion
für bärtige Propheten eigenartiger Religion
du wirst hier leben, alle Risse gehen dir auf den Leim
du sollst sie kleben, lass das Sägen endlich sein
Es herrscht über sieben Wipfeln
selbst hinter sieben Gipfeln
noch immer keine Ruh
keine Ruh, keine Ruh